


«Dingsein»
Diesen Themenfeldern näherte ich mich anfänglich auf unterschiedlichen Text- und Bildebenen an, die als collageartige Sammlung in meinem Artist Book «Dingsein – Ich bin was ich habe; Über Beziehungen zum Wohnraum» zum Vorschein treten. Meine schriftliche Arbeit orientiert sich somit stark an meiner künstlerischen Praxis und kann somit als wichtigen Teil meiner Arbeit gelesen werden, da sich beide Teile miteinander vermischen und sich gegenseitig ergänzen.
Prozess
Zum einen beschäftigte ich mich mit dem mir fremdem Wohnraum. Ich besuchte Leute in Cham in ihren Wohnräumen, hielt das Zuhause der Wohnenden fotografisch fest und führte mit Ihnen Interviews. Dabei ging es mir darum exemplarisch zu erleben, wie andere Menschen wohnen und welche Beziehungen zwischen Menschen, Räumen und Dingen existieren.
Zum anderen setzte ich mich mit meinem eigenen „Raum“ und der Vorstellung auseinander, wie ich später einmal wohnen und was ich besitzen möchte. Ausgehend von diesen Fragen, entstand im Kesselhaus der Papierfabrik Cham das Projekt «Loft». Ich bezog mich dabei auf das zukünftige Papieri-Areal, das bald in ein neues Quartier mit rund tausend neuen Miet- & loftartigen Eigentumswohnungen umgewandelt wird.
«Loft»
In meinem «Loft» richtete ich mich Stück für Stück mit Dingen ein, die in mir ein Begehren auslösten – Ich begab mich somit auf eine Reise zu den Dingen und fing an zu sammeln: Die Dinge, die ich sammelte, kamen fast ausschliesslich aus fremdem Besitz. Über Internetplattformen wie Tutti oder Ricardo kontaktierte ich Menschen in der Schweiz, die etwas weggeben oder verkaufen wollten. Sodann holte ich die Gegenstände bei ihnen Zuhause ab. Es ging mir dabei um das Weitergeben und das Schonen von Ressourcen; dass diese Dinge in meinen eigenen Händen weiterleben konnten anstatt entsorgt zu werden. Auch die Erlebnisse und die Geschichten, welche ich mit den gesammelten Objekten verknüpfte, spielten mir eine Rolle, da sie alle emotional aufgeladen wurden.
Mit diesen gesammelten Gegenständen richtete ich mir mein persönliches Reich ein und nutzte die Objekte auch als Inspiration für fotografische Selbstinszenierungen. Das Wohnen im Loft nahm ich nun zum Anlass, um über das Leben in dieser Fabrik nachzudenken. Ich fragte mich, welchen Stellenwert die Dinge darin einnehmen und was es bedeutet in einer leerstehenden Fabrik zu wohnen. Das Wohnen in der Fabrik wurde somit forschend untersucht:
Wie wirkt sich das Sicherheitsbedürfnis auf mich aus, während ich schlafe? Was bedeutet Privatsphäre, was Kontrolle bzw. Kontrollverlust? Was heisst es, sich einem Ort auszusetzen und ständig Besuch zu haben? Was braucht man um zu leben? Wie wichtig sind die Dinge, die uns umgeben? Wie geht man mit Dingen wie Strom oder Wasser um, die so selbstverständlich in unserem Wohnalltag erscheinen und in der Fabrik teilweise fehlten?