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Chris Aschwanden, Prangen am Pranger, Sarnen 2013
Prangen am Pranger
Chris Aschwanden
Major
Art Teaching
Art in Public Spheres
Abschlussjahr
2013

Prangen am Pranger

Der am Obwaldner Rathaus installierte Pranger hat im Strafsystem zwar längst ausgedient, doch seine ursprüngliche Funktion ist in manchen alltäglichen Situationen auch heute noch anzutreffen. Sie bestand in der öffentlichen Aus- und Zurschaustellung von Personen, die gegen geltende Regeln verstossen haben. Die Arbeit Prangen am Pranger greift diese Gepflogenheit mit sozusagen umgekehrten Werten auf.

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Eine Verordnung von 1799, aus der Zeit der helvetischen Republik, über die sogenannte Betteljagd schrieb den Bettlern einen definierten Korridor vor, in dem sie das heutige Kantonsgebiet zu durchqueren hatten. So wurde die Bewegungsfreiheit von unerwünschten Menschen eingeschränkt. Aktenkundig sind gesellschaftliche Grenzgänge nur, wenn sie das gegebene Mass sprengten und mit der Justiz in Konflikt gerieten. Als Zeitzeuge davon erhalten ist uns der noch heute auf dem Dorfplatz stehende Pranger. Wenn auch nicht in seiner physischen steinernen Existenz, so doch vermehrt im übertragenen Sinn ist er bis heute in Gebrauch, beispielsweise als digitaler Pranger im Internet. Seiner Funktion, den Fokus auf eine einzelne Person zu richten, wird er noch heute gerecht. Unsere Sprache gibt uns allerdings einen Wink, der uns die Augen öffnet für die Ambivalenz dieser Usanz, unterscheiden sich doch «an-prangern» und «prangen» kaum hörbar voneinander und lauten in ihrer historischen Grundform «prangen» gar vollkommen gleich. Und während beides bewirkt, dass sich einer abhebt von der Normalität, stehen sie einander in ihrer Bewertung konträr gegenüber: Ersteres beengt und provoziert Spott und Hohn, letzteres hingegen lässt an Pracht und Stolz denken. Die Arbeit von Chris Aschwanden lässt den Pranger wieder aufleben, er wird für kurze Zeit tatsächlich wieder in Betrieb genommen. Wer ausgestellt werden soll, schlagen Sarnerinnen und Sarner vor, indem sie von Menschen berichten, die ein Lob verdient haben durch ihre unentgeltliche Arbeit zum Wohl ihrer Mitmenschen. Das historische Beschuldigungsritual wird abgelöst durch ein Belobigungsritual, die Menschen werden positiv hervorgehoben. Sie sollen am Pranger prangen. Damit setzt die Arbeit einen Kontrapunkt in einer Gesellschaft, der es leichter zu fallen scheint, Kritik auszusprechen als Lobbotschaften öffentlich kundzutun und wirkt unserer Neigung entgegen, Kritik leichter anzunehmen als Lob. Deshalb ist nicht genau absehbar, wann der Pranger benutzt werden wird, und die Performances werden nicht im Voraus angekündigt, sondern lediglich durch ein akustisches Signal, das unmittelbar davor in einem Bereich rund um den Sarner Dorfplatz zu hören sein wird. Die Namen der belobigten Personen und die Gründe für das Lob werden nach deren Wertschätzung im Schaukasten am Regierungsgebäude publiziert.

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